Geschichte

 

Damals  als Martin Luther im Jahr 1517 fünfundneunzig Diskussionsthesen gegen kirchliche Missstände an die Tür der Wittenberger Schlosskirche schlug, verbreitete sich das Feuer der Reformation in ganz Mitteleuropa.

Die Täufer waren ein Kreis radikaler Bibelleser, zum Beispiel ehemalige Schüler des Stadtreformators Zwingli in Zürich. Von ihm trennten sie sich, nachdem dieser auf einen gemäßigteren Kurs eingeschwenkt war und zur Durchsetzung der kirchlichen Reformation die Macht des Stadtrates, also der staatlichen Gewalt, für erforderlich hielt. Demgegenüber kamen die Täufer durch die Lektüre der Bibel und das gemeinsame Gespräch über das Gelesene zu einem neuen Verständnis von Kirche und Christsein. Dabei orientierten sie sich an dem Wesen der frühen Kirche, bevor das Christentum mit der sogenannten konstantinischen Wende (380 n.Chr.) zur Staatsreligion wurde.

Im Blick auf das Evangelium entwickelten sie folgende Einsichten:

  • Die Gemeinde Christi soll ein freiwilliger Zusammenschluss mündiger Christen sein, unabhängig vom Staat. Loyalitätsbezeugung durch Eid lehnten sie als untragbares Versprechen ab, verweigerten der Obrigkeit jede bewaffnete Verteidigung und den Kriegsdienst unter besonderer Berufung auf die Bergpredigt.

 

  • Die Gemeinde soll frei von Herrschaftsstrukturen sein, weshalb weder Hierarchie noch Klerus gebildet wurden. Christen dienen einander mit den Gaben, die sie empfangen haben. Sie entscheiden  auch durch Konsensfindung als versammelte Gemeinde in allen Lehrfragen und Gemeindeangelegenheiten

 

  • Die Taufe soll nicht an unmündigen Kindern vollzogen werden. Vielmehr ist sie Ausdruck einer öffentlichen persönlichen Antwort auf die Gnade Gottes. Sie ist also das Bekenntnis des mündigen Menschen, verbindlich in der Nachfolge Jesu und der Gemeinde zu leben.

Diese Überzeugungen, die uns auch heute noch wichtig sind, hatten eine starke missionarische Wirkung und führten 1525 zur ersten Taufe eines Erwachsenen, der sich sehr schnell viele andere anschlossen. Die Täufer der Reformation waren keine Idealisten oder Utopisten, sondern Realisten, Realisten des Kreuzes Christi in dieser Welt und Realisten des kommenden Reiches Gottes.“
(Jürgen Moltmann, evangelischer Theologe)

 

 Verbrannt, ertränkt, geköpft, vertrieben


Ihre Gesinnung stellte die Täufer jedoch außerhalb jeder damaligen gesellschaftlichen und kirchlichen Ordnung. Deshalb erlebten sie, als “Wiedertäufer” gebrandmarkt, vehementen Widerstand und brutale Verfolgung durch die damalige kirchliche und weltliche Herrschaft. In ganz Mitteleuropa wurden Tausende vertrieben und hingerichtet. Der erste täuferische Märtyrer wurde 1527 in Zürich ertränkt. Alle Wiedertäufer sind mit dem Tod zu bestrafen. Wer widerruft, wird geköpft; wer nicht widerruft wird verbrannt.“ (Mandat der bayerischen Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig, 1527)

Während ein Teil der mennonitischen Christen unter dem Druck der  Ablehnung und Verfolgung dazu neigte, sich den gesellschaftlichen Verhältnissen anzupassen, wanderten andere im Lauf der letzten 500 Jahre  in verschiedenen Wellen durch Länder und Kontinente (von Europa über Nordamerika und Südamerika) auf der Suche nach Orten, wo ihnen Glaubensfreiheit gewährt wurde. Dazu gehörte wesentlich die Befreiung vom Kriegsdienst. Auf der Suche nach Zuflucht wo man „ungestört seines Glaubens leben konnte“ wurden aus den ursprünglich radikalen Christen und Missionaren der Reformationszeit im Lauf der Jahrhunderte stille Bürger, Menschen, die die ursprüngliche Leidensbereitschaft der Täufer durch Leistungsbereitschaft (Landwirtschaft) und stille innere Frömmigkeit ersetzt hatten. Auch die pazifistische Einstellung wurde hier und da aufgegeben. Selbst im Dritten Reich waren die deutschen Mennoniten angepasste Kinder ihrer Zeit. Leider machten sie sich hier nicht mehr, wie zu Reformationszeiten, durch radikales Bibellesen und Nachfolge Jesu oder kritische Distanz zum Staat bemerkbar.


Und jetzt!

Natürlich haben im Lauf der Jahrhunderte die unterschiedlichen geistlichen und gesellschaftlichen Einflüsse ihre Spuren in den mennonitischen Gemeinden hinterlassen. So gibt es heute liberale, konservative, evangelikale und friedenskirchliche Prägungen. Neue Ansätze, die eigene friedenskirchliche Tradition wie auch die missionarische und evangelistische Dimension des christlichen Zeugnisses neu zu entdecken und zu betonen gibt es hier in Deutschland erst wieder seit dem zweiten Weltkrieg. Die während der Reformationszeit biblisch begründeten und postulierten Schwerpunkte täuferischen Glaubens- und Gemeindelebens sind auch heute noch aktuell. Einiges davon wurde zum Merkmal für alle Freikirchen. Doch ist es wichtig, die früheren Erkenntnisse immer wieder neu im Licht der Bibel und auf  dem Hintergrund der heutigen Zeit zu bedenken, weiter zu entwickeln und zu leben.

 

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